Den Anfang bildet in der Regel die Diagnose. Vielleicht gab es schon einen Verdacht und die Diagnose kam als Bestätigung. Häufig aber trifft die Diagnose einen Menschen wie ein Erdeben. Die Hausmauern wackeln, der Boden schwankt, das Geschirr fällt klirrend aus den Regalen. In der Psychoonkologie wird von einem “Sturz aus der Wirklichkeit” oder von einem Diagnoseschock gesprochen.
Mit der Diagnose endet eine Wirklichkeit oder auch eine Normalität, die bislang Sicherheit vermittelt hat. Theoretisch weiß jeder Mensch, dass es kein Abonnement auf gesunde achtzig oder neunzig Lebensjahre gibt. Im Moment der Diagnose jedoch zerbröselt diese Illusion und macht vor allem eines: Angst. Oft ist der erste Gedanke: ich werde sterben, mein bisheriges Leben ist hiermit zuende.
Die Übermittlung der Diagnose wird deshalb auch als traumatisierend und zutiefst verunsichernd erlebt. Sie löst eine Art Schockzustand aus, der – je nach Persönlichkeit, je nach Schwere der Diagnose, je nach Art der Diagnoseübermittlung, je nach sozialer Unterstützung … - über Tage, Wochen und Monate anhalten kann.
Manche Betroffene beschreiben dies so: “Ich hatte das Gefühl, das bin gar nicht Ich. Das alles hat mit mir nichts zu tun.” Im Schockzustand schaltet die Seele auf Überlebensmodus. Nichts fühlen, nur funktionieren.
Oft zieht sich die Schockphase bis weit in die Behandlungsphase hinein – oder bis an das Ende der Behandlung. Die Gefühle werden oft in den Schrank gesperrt. Manches Mal quellen sie mit Wucht aus dem Schrank hervor, werden aber rasch zurückgedrängt. Zu bedrohlich und vor allem: ungewohnt!
Schließlich müssen zunächst vor allem körperliche und praktische Herausforderungen gemeistert werden. Der Behandlungsmarathon, die Änderungen im beruflichen und privaten Leben – all das braucht Kraft. Da sind heftige Gefühle nur im Weg. Oft flüchten sich Patienten in den Satz “Nützt ja nichts, da muss man eben durch.”
Die Unterdrückung der eigenen Gefühle ist absolut nachvollziehbar und hat eine gewisse Schutzfunktion. Auf Dauer jedoch wird die Sache mit dem Schrank nicht heilsam sein. Wir sind als Menschen fühlende Wesen. Ohne unsere Fähigkeit, Gefühle zu empfinden und auszudrücken, wären wir Maschinen, die zwar funktionieren aber ihre Lebendigkeit verloren haben.
Es ist also keine gute Idee, den Schlüssel zum Schrank wegzuwerfen. Um sich wieder lebendig zu fühlen, um weinen, lachen, wüten, lieben zu können, braucht es ALLE Gefühle auch die unangenehmen.
Was passiert, wenn sich die Schranktüren öffnen? Wird die Angst vor einem ungünstigen Verlauf, vor einem Rezidiv, vor Verlusten, vor Schmerzen, Einschränkungen oder einem zu frühen Abschied aus diesem Leben mit Macht über mich herfallen?
Tatsächlich gibt es nicht den einen Königsweg der emotionalen Krankheitsverarbeitung. Was sich jedoch als hilfreich bewährt hat, sind zum Beispiel folgende Maßnahmen:
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Quelle: Prosoma